Vor einer Woche gab’s den ersten Teil dieses Interviews. Heute die letzten beiden Fragen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag als Designerin aus?
Seit wir vor drei Jahren in unsere eigene Wohnung gezogen sind, ist dort auch mein Atelier. Früher hatte ich Räume in einem alten Industriekomplex im Norden Berlins – das war am Wochenende oder abends teilweise gruselig. Da ist es im Atelier zu Hause viel netter und wärmer – und natürlich steht da auch mein großer Kaffee-Automat. Manchmal komme ich mir aber vor, wie in einem goldenen Käfig, weil ich nie rauskomme tagsüber.
Wir frühstücken jeden Tag gemeinsam, dann bringt einer von uns den Kleinen zur Schule um die Ecke, der andere fährt den Großen zu dessen Schule um drei Ecken.
Dann geht’s los mit einem Kaffee und den Mails. Tagsüber meistens Bestellungen abarbeiten, Boutiquen in Berlin besuchen, Stoffe zur Näherei bringen und Produkte abholen. Buchhaltung mache ich meistens nach dem Abendessen, das hat was meditatives-einschläferndes.
Wir machen bei unseren Labels Lieblingskaro und MASHAMO:kids übrigens alles selber: Fotos, Webseite, Mails, Rechnungen, Schnitte, Nähen, einfach alles.
Warum Kinderzimmer-Einrichtungen, Bettwäsche und Spielzeug?
Angefangen habe ich als Designerin bei Damenoberbekleidung und auch in einem anderen Kindermode-Label. Danach habe ich selber Kindermode gemacht mit MASHAMO:kids.
Was wir bei Lieblingskaro machen, bietet Vorteile im Geschäftsmodell, im Vergleich zu einem reinen Kindermode-Label. Erstmal ändert sich von Saison zu Saison nicht so viel: Stoffe bleiben annähernd gleich, Schnitte sowieso (ein Kopfkissen bleibt ein Kopfkissen). Es gibt zwar weiterhin saisonale Arbeitsspitzen, aber die gruppieren sich rund um die Feiertage – nicht um die Kollektionszeiträume. Weil ich weniger verschiedenen Stoffe, aber dafür mehr vom jeweiligen Stoff brauche, ermöglicht mir das optimierte Warenbeschaffung und Lagerhaltung. Soviel zum Geschäftsmodell.
Als ich mit meinem Kindermode-Label auf Tour durch die Boutiquen war, wurde ich von einer Boutiquen-Besitzerin angesprochen, ob wir nicht was Gemeinsames machen wollen. Die Wahl fiel dann schnell auf Kinderzimmer-Einrichtungen wie Nestchen, Stillkissen, Bettwäsche und Spielzeug. Nach solchen Dingen gab es in dieser Boutique viel Nachfrage, aber keine überzeugenden Produkte. Und so entstand die Idee zu Lieblingskaro. Meine Partnerin hat sich zwischenzeitlich umorientiert und sich aus unserem Label verabschiedet. Ich habe weiter gemacht und bin sehr glücklich – weil Lieblingskaro gut läuft.